Warum wir hier arbeiten

‘Warum arbeiten Sie hier im Rudolf Frieling Haus?!’ – Eine ganz einfache Frage, die unsere Heimleitung bei unserer monatlichen Mitarbeiterversammlung stellt. Unsere Antworten auf diese Frage helfen bei der Mitarbeiter-Gewinnung, zu uns passende Menschen auf unser Haus neugierig zu machen.

Und genau das wollen wir alle: Kollegen, die unsere Werte teilen und deshalb in unser Team passen. Also beginnen wir gemeinsam zu überlegen: Warum arbeiten wir hier?

‘Weil ich Geld verdienen muss!’ war der erste, spontane Impuls der Mitarbeiter. Und genau das ist die Realität: wir alle müssen Geld verdienen, um uns und unsere Familien zu ernähren. Gleichzeitig wissen wir, dass Geld nie der alleinige Grund ist, einer bestimmten Arbeit nachzugehen, sondern dass jedem Menschen bestimmte Werte wichtig sind, die wir in bestimmten Branchen und/oder Unternehmen leben können.

Was sind also die Werte, die man in der Pflege und speziell in unserem Haus findet?

Sinnstiftend arbeiten & Wertschätzung erfahren

Nehmen wir Theo. Er ist Mitarbeiter unserer Hauswirtschaft und kam über die Zeitarbeit zu uns. Nach der Pleite seines Arbeitgebers wollte der gelernte Trockenbauer auch erstmal ‘nur Geld verdienen’. Er sagt: ‘Ich war zwei Wochen arbeitslos, die Einschulung unserer Tochter stand an und die kostete einfach viel Geld. Ich wählte mit ‘Augen Zu’ einfach blind eine Stelle aus. Das war der Job hier. – Nie hätte ich gedacht, einmal mit alten Menschen oder als Reinigungskraft zu arbeiten. Und Anfangs war es auch ein bissel schwierig mit den Gerüchen – aber jetzt bin ich glücklich hier und fühle mich wohl. Vermutlich auch, weil meine Arbeit von allen so geschätzt wird.

In einem Kaufhaus würde ich nicht arbeiten wollen: Da zeigt jeder mit dem Finger auf die Reinigungskräfte, als wäre das eine niedrige Arbeit. Dabei sind sie so wichtig und helfen anderen. Das wissen die Menschen hier, Kollegen wie Bewohner, und zeigen das auch. Für mich macht es einfach Sinn, hier zu arbeiten, weil ich Menschen helfen kann.’ Inzwischen ist Theo fest bei uns angestellt. Er passt mit seiner Art ganz wunderbar zu uns.

Freiheit & Verantwortung leben

Yana aus der Betreuung benennt als großen Pluspunkt ‘Die Freiheit, eigene Ideen umzusetzen’ und erzählt von einer externen Weiterbildung, wo sie mit Betreuungskräften anderer Häuser zusammenkam und hörte, dass diese Freiheit nicht überall gegeben sei. Die Freiheit des Einzelnen im Bewusstsein der Verantwortung füreinander ist uns als anthroposophisches Haus in die Wiege gelegt – und es ist schön, dass Mitarbeiter diese Besonderheit nicht nur wahrnehmen, sondern auf ganz individuelle Art zum Wohle unserer Bewohner mit Leben füllen.

Vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, um Mitarbeiter entsprechend ihren Aufgaben und Interessen zu entwickeln, wurde als Besonderheit gleich von mehreren Kollegen genannt. Im Haus und auch außer Haus finden regelmäßige Praxiskurse, z.B. Validieren oder Rhythmische Einreibungen, statt.

Gelebtes Miteinander & Füreinander

Die christlichen Werte, die mit der Christengemeinschaft Ursprung unseres Hauses sind, werden als besonderer Punkt genannt, sowie die regelmäßigen Veranstaltungen in der hauseigenen Kapelle, zu der auch Menschen aus der Umgebung willkommen sind. Auch die Größe unseres Hauses, das mit 74 Betten zu den kleineren Pflegeheimen zählt, und unser schöner Sinnesgarten mit dem Fischteich wird als besonders erwähnt. Aufgrund der Größe empfinden wir ein fast familiäres Miteinander & Füreinander – auch dies wurde als besonderer Punkt benannt.

Theo sagt dazu: ’Man nimmt hier einfach Rücksicht aufeinander. Eigentlich macht bei uns in der Hauswirtschaft ja jeder alles. Aber ich bin der einzige Mann im Team – und warum sollten meine Kolleginnen die 20 kg Säcke Waschmittel umfüllen, wenn ich das machen kann?! Sie nehmen ja auch Rücksicht auf mich, z.B. fange ich immer erst halb neun an, um meine Tochter vorher in die Schule bringen zu können.’

Gerade die Gestaltung der Dienstpläne ist definitiv ein Argument für unser Haus – soweit es irgend möglich ist, werden die Wünsche der Mitarbeiter umgesetzt bzw. schaut man gemeinsam, wie sich die Dienste zum Wohle aller gut gestalten lassen.

Zeit für Menschlichkeit

Bei unserer Mitarbeiterversammlung entstand eine wirklich ganz lebendige Diskussion, warum es so besonders ist, bei uns zu arbeiten und schnell füllt sich das Flipchart-Blatt, auf dem als Überschrift ‘Ideen, unsere Arbeit ansprechend zu zeigen’ steht. Und während die einen betonen, dass es bei uns im Vergleich zu anderen Häusern ‘Zeit für Menschlichkeit’ gibt, wird in unserem Diskurs schnell klar, dass dies nur dann nachhaltig möglich ist, wenn es wie bei uns vom Haus gefördert und gleichermaßen mit innerer Haltung durch uns Mitarbeiter gelebt wird. Jene ‘Zeit für Menschlichkeit’ braucht es nicht nur mit den Bewohnern, sondern auch im Kollegialen, speziell im guten Miteinander der Bereiche.

Deshalb sind wir so dankbar, dass unser Haus viel Fokus auf Mitarbeiter-Entwicklung und -Gewinnung legt, so dass wir uns jenes ‘Besondere’ bewusst machen und es, gemeinsam mit allen neu dazu Kommenden, lebendig halten.